Hintergrund
GEMED2 ist als Fortsetzung des bereits durchgeführten Projektes GEMED der Österreichischen Apothekerkammer (Oktober 2016 - Dezember 2017) konzipiert.
Durch die verbesserte Zusammenarbeit von Apotheker-Heim-Arzt im Projekt GEMED konnten Risiken in Zusammenhang mit der Medikation rascher erkannt und vermindert bzw. verhindert werden.
Auszug aus dem GEMED Abschlussbericht:
Bei 212 (34,7%) der 611 teilnehmenden Bewohner wurden insgesamt 502 arzneimittelbezogene Probleme (ABP) identifiziert. [1]
Apotheker und Pflegefachkräfte schätzten 121 dieser ABP als unerwünschte Arzneimittelereignisse (UAE) wie z. B. Sturzneigung, Verwirrtheitszustände, … ein, die 101 Bewohner (16,7%) betrafen. Die erhobenen Befunde wurden in schriftlicher Form an die behandelnden Ärzte gemeinsam mit einem Vorschlag zur Überprüfung/Änderung der Medikation weitergegeben. Die Ärzte nahmen 321 (64%) der Empfehlungen an und änderten die Medikation wie vorgeschlagen. 126 Empfehlungen (25%) wurden von den Ärzten nicht berücksichtigt, in 38 Fällen (8%) entschieden sich die Ärzte für eine vom Vorschlag abweichende Änderung. Bei 15 Empfehlungen (3%) war die Umsetzung nicht nachvollziehbar, weil die Bewohner entweder verstorben sind oder das Heim verlassen haben.
Zusätzlich wurden alle Bereiche des Medikationsprozesses – beginnend von der Lagerung, über Dispensation, Applikation, Dokumentation und Kommunikation - in jedem teilnehmenden Heim in Bezug auf Verbesserungspotentiale evaluiert und im Zuge des Projektes in ihrer Anzahl von 202 zu Beginn des Projektes auf 70 am Ende des Projektes reduziert. Das entspricht einer Reduktion der Verbesserungspotentiale um 65,4%.
Projektziele
- Erhalt/Weiterentwicklung der fachlichen Expertise von Apothekern und Pflegefachkräften bzgl. Erkennung von Arzneimittelrisiken und Medikationsfehlern
- Weiterführung und Ausbau der multiprofessionellen Zusammenarbeit Apotheker-Heim-Ärzte zur Betreuung von Pflegeheimbewohnern
- Verbesserung/Entwicklung von Möglichkeiten der elektronischen Kommunikation/Datentransfer zwischen Apotheke-Arzt-Heim
- Messung des Outcomes (qualitativ, ökonomisch)
Methodik/Durchführung
- Schulung von Apothekern und Pflegefachkräften vor Beginn des Projektes (Apotheker 6 UE, Pflegepersonen 3 UE)
- regelmäßige Evaluierung der Medikation aller Bewohner zur Identifizierung von arzneimittel-bezogenen Problemen durch eine vertiefte pharmazeutische Medikationsanalyse auf Basis des Medication Appropriateness Index (MAI-Score) in adaptierter Form [2]
- standardisierte tägliche Therapiebeobachtung aller Bewohner durch die Pflege zur Identifizierung von unerwünschten Arzneimittelereignissen wie zum Beispiel Gang- oder Kognitionsstörungen
- Multiprofessionelle Bewertung der Ergebnisse aus Medikationsanalyse und Therapiebeobachtung in regelmäßigen Besprechungen von Apotheker und Pflegefachkräften (monatlich)
- Kommunikation von arzneimittelbezogenen Risiken mit Empfehlungen zur Überprüfung/Änderung der Medikation an die behandelnden Ärzte
- Evaluierung aller Bereiche des Medikationsprozesses in jedem Heim anhand einer Checkliste (1x jährlich)
- Durchführung von 3 AMTS-Zirkeln für Apotheker, Pflegefachkräfte und Ärzte (Fachvorträge, Fallbesprechungen)
Messparameter
- Grunddaten der Heimbewohner (Zahl, Alter, Geschlecht, Pflegestufe)
- Anzahl Arzneistoffe (Dauermedikation)
- Anzahl PIM-Arzneistoffe (Dauermedikation)
- Anzahl identifizierter arzneimittelbezogener Probleme (ABP)/unerwünschter Arzneimittelereignisse (UAE)
- Anzahl/Art der abgegebenen Empfehlungen an die Ärzte und deren Umsetzung
- Ökonomische Auswirkungen der Therapieänderungen (direkte Arzneimittelkosten)
- Anzahl identifizierter Verbesserungspotentiale im Medikationsprozess
- Bewertung des Projektnutzens durch die Teilnehmer
Projektablauf
Datenschutz
Einverständniserklärung der Bewohner entsprechend Datenschutzgrundverordnung-DSGV.
Presseberichte
Projektträger
Projektleitung
Mag. pharm. Diemut Strasser;
Mag. pharm. Dr. Elisabeth Kretschmer, aHPh
Projektlaufzeit
15 Monate
Juni 2018 – September 2019