Hintergrund
Unerwünschte Arzneimittelereignisse (UAE) wie Stürze, Verwirrtheit, Blutungen aus dem Magen-Darm-Trakt zählen zu den häufigsten Erkrankungsursachen älterer Menschen. (1) Besonders betroffen davon sind chronisch kranke, multimorbide Senioren, die auf Pflege in einem Seniorenheim angewiesen sind. Allerdings sind bei sachgemäßer Arzneimittelanwendung bis zu 66 % dieser UAE vermeid- oder verminderbar. (2) Die Gründe für UAE liegen in einem mangelnden Risikobewusstsein aller an der Versorgung beteiligten Berufsgruppen, der unzureichenden Kommunikation und der organisatorischen Abstimmung der Arbeitsabläufe der Gesundheitsberufe. Auf Grund der demographischen Entwicklung in Österreich wird die Anzahl der pflege- und betreuungsbedürftigen Personen auch in der Region Pongau/Pinzgau in den nächsten Jahren stark ansteigen.
Projektziele
- Verbesserung der Betreuungs- und Versorgungsqualität der Heimbewohner durch eine Reduktion des Risikos bzw. der Anzahl für unerwünschte Arzneimittelereignisse (UAE), wie z. B. Reduktion von Polymedikation, Vermeidung Arzneimittel assoziierter Stürze etc.
- Verbesserung der interdisziplinären Zusammenarbeit und Risikokommunikation zwischen Apotheke, Heim, Arzt
- Messbarkeit der pharmazeutischen Dienstleistung; Erarbeitung eines „Best Practice Modells“ für die Umsetzung der Qualitätssicherungs-leitlinie der Österreichischen Apothekerkammer zur Versorgung und Betreuung der Bewohner von Alten- und Pflegeheimen
- Periodische multiprofessionelle Evaluierung und Standardisierung aller Bereiche des Medikationsprozesses (Lagerung, Dispensieren, Verabreichung, Therapiebeobachtung, Dokumentation, Kommunikation) durch Apotheker und Pflege
- Schulung aller am Versorgungsprozess beteiligten Berufsgruppen (Apotheker, Pflege, Arzt) bezüglich Risiken von UAE bei geriatrischen Patienten
- Multiprofessioneller Austausch (Arzneimittelkomitee, Qualitätszirkel)
Projektinhalte
- Identifizierung von Bewohnern mit Hochrisikomedikation durch ein elektronisches Risikoscreening
- Durchführung von standardisierten Medikationsanalysen durch einen geriatrisch geschulten Apotheker
- Einführung einer standardisierten Therapiebeobachtung, die regelmäßig bei jedem am Projekt teilnehmenden Bewohner durchgeführt wird
- Etablierung eines Pharmazeutisch-Pflegerischen Konsils (PPK) als Entscheidungshilfe für den behandelnden Arzt bei Auftreten/Verdacht auf arzneimittelbezogene Probleme
Ergebnisse des Projektes GEMED
Im Beobachtungszeitraum November 2016 bis Oktober 2017 nahmen 611 Seniorenheimbewohner an dem Projekt teil. Das Durchschnittsalter betrug knapp 84 Jahre. Die Apotheker gaben insgesamt 502 Empfehlungen zur Überprüfung der Medikation ab. In 121 Fällen war der Grund für die Empfehlung - nach Einschätzung der Apotheker und Pflegefachkräfte - eine unerwünschte Neben- oder Wechselwirkung. Die Unerwünschten Arzneimittelereignisse äußerten sich in Kognitionsstörungen, Gastrointestinalen Störungen, Gangstörungen/Sturz so wie Blutungen, Elektrolytstörungen, Einschränkung der Nieren- und Leberfunktion etc.
Die häufigste Empfehlung war das Absetzen von Medikamenten, gefolgt von Dosisanpassung, Monitoring und Wechsel auf ein anderes Arzneimittel.
Presseberichte
Berichte/Wissensvermittlung
Projektträger
Projektleitung
Mag. pharm. Diemut Strasser;
Mag. pharm. Dr. Elisabeth Kretschmer, aHPh
Projektlaufzeit
15 Monate
September 2016 – Dezember 2017
September 2016 – Dezember 2017